Short Cuts

Niederlagen: Der Elefant im Raum

07.02.25

Interview mit DPRG-Journal und PR Report

Ein Blick auf LinkedIn zeigt: PR-Menschen sind ehrgeizig, schön und erfolgreich. Für schlechte Leistungen gibt es keine Preise. Und doch sind Niederlagen alltäglich. Wie damit umgehen, fragen wir Michael Bürker (Landesgruppe Bayern), Professor für Marketing, Kommunikation und Marktforschung in Landshut.

Herr Bürker, im Pitch kann nur einer gewinnen, und nur die wenigsten Pressemitteilungen werden gedruckt. Zwei Beispiele dafür, dass Rückschläge im PR-Beruf normal sind. Warum wird kaum über Scheitern geredet?

Niederlagen sind der Elefant im Raum der PR-Szene. Dabei sind die Wahrscheinlichkeiten für Rückschläge und Niederlagen größer als für Siege und Erfolge. Auf einen Sieger kommen mehrere Dutzend Verlierer. Doch Scheitern ist ein Tabu.

Warum sollten wir uns mit Scheitern auseinandersetzen?

Weil es eben nicht immer aufwärts geht. Permanente Selbstoptimierung ist ein Nullsummenspiel – wenn es alle machen. Der Vorsprung hält oft nur für kurze Zeit. Dann geht es wieder von vorne los.

Sind Niederlagen nicht auch Definitionssache?

Natürlich, und das nicht nur im Kommunikationsberuf. Auch Erfolge sind nicht absolut. Wie viele Likes, wie viele Clippings sind ein Erfolg? Wer sich ambitionierte Ziele setzt, hat den Misserfolg vorprogrammiert. Je aussagekräftiger Ziele sind, umso seltener werden sie erreicht.

Lassen sich Niederlagen vermeiden?

Seltener als man denkt. Und wer aus Angst vor Fehlern nichts unternimmt, begeht den nächsten Fehler. Darum tragen Skateboarder Arm- und Knieschützer und Helme.

Siege haben viele Väter, Niederlagen nur einen.

Eine Binsenwahrheit. Aber genauso zutreffend wie der Satz: Wahre Helden werden in Niederlagen geboren!

Zusammenfassung: Strategien für den Umgang mit Rückschlägen

Sei realistisch – definiere Deine Ziele so, dass Du sie wirklich erreichen kannst. Optimismus darf nicht zu Blindheit führen. Schätze Deine Fähigkeiten realistisch ein. Niemand ist perfekt. Wenn Du etwas zum ersten Mal machst: Vergiss Ziele. Sie sind immer unrealistisch und willkürlich.

Team gewinnt, Team verliert. Binde von Anfang an viele in Deine Projekte ein und mache deutlich, dass der Erfolg der Erfolg von allen ist. Lass nicht zu, dass einer für alles verantwortlich ist. Ganz gleich, ob es um Dich geht oder deine/n Chef/in.

Prüfe, ob Du alles getan hast, was für Dich möglich war. Wenn ja, ist alles okay. Wenn nein, dann weißt Du, was du beim nächsten Mal besser machen kannst.

Übernimm Verantwortung für alles, was Du tust und nicht tust. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Akzeptiere Rückschläge und Niederlagen. Teile Sieg und Niederlage! Feiere Erfolge und rede über Rückschläge mit Freunden und Deinem Team.

Lebe nicht nur für den Job. Leg Geld für ein halbes Jahr zur Seite und triff Dich mit Freunden.

Reite kein totes Pferd. Vergiss das Wort Resilienz. Engagiere Dich bewusst und weitsichtig. Wenn sonst nichts mehr hilft: Wechsle den Beruf. Es ist nie zu spät, neue gute Erfahrungen zu machen.

(Das Interview ist im  DPRG-Journal und der Printausgabe des aktuellen PR Report erschienen. Es wurde geführt von Sebastian Vesper)